PREISTRÄGER
Ausgezeichnete Programme 2022
CIVIS – Europas Medienpreis für Migration, Integration und kulturelle Vielfalt und – verbunden damit – gesellschaftlicher Zusammenhalt in Europa zeichnet Programmleistungen im Radio, Fernsehen, Internet aus, die das friedliche Zusammenleben in der europäischen Einwanderungsgesellschaft fördern. Der CIVIS Kinopreis als Publikumspreis kommt hinzu.
TOP AWARD + CIVIS VIDEO AWARD
Schwarze Adler
Dokumentarfilm
Amazon Prime Video | BROADVIEW | ZDF
Autor | Regie: Dr. Torsten Körner
Redaktion: Gerrit Roth (Amazon Prime Video), Franziska Rempe (BROADVIEW), Peter Wolf (BROADVIEW)
Produzent: Leopold Hoesch (BROADVIEW)
Creative Producer: Peter Wolf
Ko-Produktion: Thomas Fuhrmann (ZDF)
Erwin Kostedde, Jimmy Hartwig, Gerald Asamoah, Steffi Jones … – sie waren Stars auf dem Rasen, aber ihre Hautfarbe machte sie zugleich zum Ziel rassistischer Anfeindungen. Im Dokumentarfilm „Schwarze Adler“ erzählen schwarze Spieler:innen, die es in den Profifußball bzw. in die deutsche Nationalmannschaft geschafft hatten, wie es ihnen dort ergangen ist. Es war ein Kampf gegen versteckte Vorurteile und gegen teilweise offenen Hass. Ihre Karrieren sind Zeugnis einer mühsamen und bis heute nicht vollendeten Normalisierung im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe.
„Fußball und Rassismus“ – der Film schildert die Geschichte gesellschaftlicher Vorurteile und Konflikte, die sich verändert haben, aber nicht erledigt sind. Mit außerordentlich sorgfältiger Quellenarbeit und starken Interviews werden die Schicksale schwarzer Nationalspieler:innen erzählt, die sich längst nicht nur gegen Rival:innen auf dem Rasen behaupten mussten. Ein sehr durchdachtes Drehbuch, die herausragende Regie, die kunstvolle Kameraführung schaffen ein ebenso lehrreiches wie berührendes Seh-Erlebnis. „
CIVIS VIDEO AWARD
Die Wannseekonferenz
Spielfilm
ZDF | Constantin Film
Autoren: Magnus Vattrodt, Paul Mommertz
Regie: Matti Geschonneck
Redaktion: Stefanie von Heydwolff, Frank Zervos (ZDF)
Produzenten: Friederich Oetker, Reinhold Elschot
Executive Producer: Oliver Berben (Constantin Film)
Am 20. Januar 1942 treffen sich 15 Führungskräfte der SS, der NSDAP und der Ministerialbürokratie zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück“ in einer Villa am Großen Wannsee in Berlin. In anderthalb Stunden wird der bürokratische Ablauf der Vernichtung der Juden erörtert und festgelegt. Der Film schildert das monströse Treffen anhand des Protokolls von Adolf Eichmann, einem der Teilnehmer.
„Der Film hält sich an die Informationen über ein Gespräch, das sich um die Organisation eines Massenmords dreht. Aber das ist viel mehr als ein Fenster in die Vergangenheit. Der Film stellt, von großartigen Schauspieler:innen beklemmend zur Anschauung gebracht, ein Mahnmal dafür dar, wie weit eine entmenschlichte Bürokratie zu gehen imstande ist. Und er ist eine Warnung vor den Anfängen der Unmenschlichkeit in manchem rechten Diskurs von heute.“
YOUNG C. AWARD
LOS CUATRO VIENTOS (DIE VIER WINDE)
Dokumentarfilm
Giganten Film Produktions GmbH | SWR | Filmakademie Baden-Württemberg
Autorin | Regie: Anna-Sophia Richard
Redaktion: Marcus Vetter, Astrid Kuck (SWR)
Produzenten: Gerrit Klein, Adrian Goiginger (Giganten Film Produktions GmbH)
Ko-Produktion: SWR | Filmakademie Baden-Württemberg
Der Film erzählt exemplarisch das Schicksal von sechs Menschen aus Fondo Negro, einem Dorf im Südwesten der Dominikanischen Republik. Die Region ist besonders stark von Abwanderung betroffen. Die einen Bewohner:innen bleiben, andere verlassen ihren Herkunftsort, wieder andere gehen weg, kommen aber wieder. Alle hängen an ihrer Heimat und ihren Familien; Migration prägt das Schicksal jeder und jedes Einzelnen.
„Was bedeutet es, wenn eine Familie auf mehrere Länder verteilt ist? Der Film zeigt in eindringlichen Bildern und achtsam ausgewählten O-Tönen die paradoxe Entwurzelung der Migration: Jemand verlässt die Familie, um für sie da zu sein. Der Stuttgarter Betonbau und die Farben der karibischen Welt sind in diesem Film gleichermaßen präsent. Er fällt keine moralischen Urteile, sondern macht mittels der herausragenden Regie und Kameraarbeit zwiespältige Gefühle erfahrbar.“
Für den gesamten Beitrag kontaktieren Sie bitte:
CIVIS VIDEO AWARD
Meine Narbe: Martin war Häftling in einem syrischen Foltergefängnis
Social-Media-Format
WDR COSMO | bildband Film & Fernsehproduktion
Autor:innen: Fitore Muzaqi, Henrik Schütz, Stefanie Vollmann
Regie | Produktion: Fitore Muzaqi
Illustration: Luisa Bebenroth
Motion Designer: Frederik Vorndran
Redaktion: Miriam Anna Hochhard, Fitore Muzaqi
Ko-Produktion: Jan Hoffmann (bildband Film & Fernsehproduktion KG)
Martin arbeitet für eine Hilfsorganisation im Nahen Osten. Gleich zu Beginn eines neuen Einsatzes wird er zusammen mit einem Freund von syrischen Sicherheitskräften entführt und nach Damaskus in ein Gefängnis verschleppt. Dort erlebt er Folter und Vergewaltigung, kommt aber schließlich frei. Er beschließt, sein Gesichts-Tattoo – Darstellung einer Fliegerbombe – entfernen zu lassen. Die Narbe soll bleiben, Zeichen seiner Leidensgeschichte.
„Der Beitrag zeichnet sehr authentisch den Versuch nach, einen Menschen seiner Würde zu berauben. Der Protagonist, mit erkennbarem Vertrauen zu den Autor:innen, erlaubt unverstellte Nähe, ohne dass die journalistische Distanz leidet. Das fesselt und rührt an – bleibt aber frei von Pathos. Die Gestaltung ist reduziert und lässt der Geschichte damit den nötigen Raum.“
CIVIS AUDIO AWARD
Informationen am Morgen: Koalitionsstreit in Sachsen um Abschiebung gut integrierter georgischer Familien
Reportage
Deutschlandradio | Deutschlandfunk
Autor: Alexander Moritz
Redaktion: Silvia Engels
Die georgische Familie Imerlishvilli ist bestens in Deutschland integriert, trotzdem wird sie im Juni 2021 nachts von der Polizei abgeholt und nach Tiflis abgeschoben. Freund:innen und Nachbar:innen sind entsetzt; in der sächsischen Landesregierung sorgt der harte Kurs der Ausländerbehörde für neuerlichen Streit. Alexander Moritz hat Stimmen der Familie, aus deren Umkreis, von zuständigen Politiker:innen und Flüchtingsinitiativen gesammelt.
„Der Beitrag beleuchtet das Problem der Abschiebung von lange hier lebenden Menschen mit Argumenten von allen Seiten. Er liefert O-Töne, die unter die Haut gehen. Zugrunde liegt eine umfassende Recherche, deren Ergebnisse in handwerklich überzeugender und nachvollziehbarer Weise präsentiert werden. Das ist informativ und rüttelt zugleich auf.“
CIVIS AUDIO AWARD
Der letzte Tag. Das Attentat von Hanau
Feature
Deutschlandradio | Deutschlandfunk Kultur | WDR | NDR
Autor: Sebastian Friedrich
Regie: Hannah Georgi
Redaktion: Katrin Moll
Koproduktion: Dlf Kultur | WDR | NDR
Im Februar 2020 tötete ein rassistischer Attentäter in Hanau neun Menschen, anschließend seine Mutter und sich selbst. Das Feature rekonstruiert anhand der Aussagen von Tatzeug:innen, Angehörigen und Freund:innen den Ablauf des Anschlags und beleuchtet den gesellschaftlichen Hintergrund des Alltags im Hanauer Stadtteil Kesselstadt – Rassismus und soziale Gegensätze, aber auch Gefühle der Zusammengehörigkeit der Bewohner:innen des Viertels.
„Das ist ergreifend und dramaturgisch extrem gut gemacht. Das Geschehen wird minutiös dargestellt und so anschaulich nachgezeichnet, dass man die Geschehnisse und beteiligten Personen fast zu sehen meint. Zugleich sind das Attentat und seine Umstände perfekt mit deren Hintergründen – Rassismus, Klassenschranken, Lebensverhältnisse der Opfer – verwoben. Der soziale Brennunkt Kesselstadt ist auch Heimat; seinen Bewohner:innen begegnet der Autor mit Respekt und Empathie.“
CIVIS AUDIO AWARD
Zweidrittel FM – Staffel 1 Gibt es Freundschaft im Gefängnis? Folge 4.
Podcast
Zweidrittel FM | JSA Berlin
Autoren: Fabian Grieger, Jonas Seufert
Redaktion: Fabian Grieger, Jonas Seufert, Daniel
Produktion: Boris Hermann, Jörn Hedtke
Koproduktion: Birgit Lang, Annett Krause, Tobias Schmidt
Zweidrittel FM wird von einem Team aus Inhaftierten, Musikern, Journalisten und Lehrer:innen an der Jugendstrafanstalt Berlin produziert. Die vorliegende Folge erzählt die Geschichte einer seltenen Knast-Freundschaft. Die beiden Iraker Ali und Ziko haben sich in der Haft getroffen und festgestellt, dass sie nicht nur Probleme mit der Justiz teilen, sondern dass sich beiden gleichermaßen die große Frage stellt: Wie schafft man es, in Deutschland anzukommen?
„Das ist ein Blick in eine Welt, von der die meisten Außenstehenden keine Ahnung haben. Allein die beiden jungen Häftlinge zu so offenen Auskünften über sich selbst bewogen zu haben stellt eine tolle Leistung dar. Der Ton ist weder stigmatisierend noch gönnerhaft oder belehrend, den Protagonisten wird auf Augenhöhe begegnet.“
CIVIS CINEMA AWARD
Contra
Spielfilm (Kinostart: 28.10.2021)
Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Doron Wisotzky
Buchvorlage: “Le Brio“ von Victor Saint Macary, Yaël Langmann, Yvan Attal, Noé Debré
Darsteller:innen: Nilam Farooq, Christoph Maria Herbst, Hassan Akkouch, Ernst Stötzner, Meriam Abbas, Mohamed Issa, Stefan Gorski, Lieke Hoppe, Fatima Naji, Nassiem X. Al-Sheikh Mustafa, Cristiano Papasimos, Akim Schödel, Selin Dörtkades u.a.
Produktion: Constantin Film Produktion
Produzenten: Christoph Müller, Tom Spieß
Creative Producer: Martin Moszkowicz
Koproduktion: SevenPictures Film
Koproduzent: Dr. Stefan Gärtner
Filmverleih: Constantin Filmverleih
Jura-Professor Richard Pohl beleidigt während einer Vorlesung die junge Studentin Naima Hamid mit einem rassistischen Spruch. Er wird dabei gefilmt, das Video geht viral. Der Druck auf die Universität ist groß, ihm droht die Entlassung. Seine einzige Chance: er soll Naima für einen bundesweiten Debattier-Wettbewerb zwischen den Universitäten vorbereiten. Weder Naima Hamid noch Richard Pohl sind zunächst begeistert.
Header: Caleb Oquendo from pexels