Grußworte

Die Corona-Pandemie hat nicht nur Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften auf eine harte Probe gestellt – auch demokratische Werte wie die Presse- und Medienfreiheit sind in dieser Krise unter Druck geraten. Wohl nie in der jüngeren europäischen Geschichte war das Klima für Medienschaffende rauer, sind Journalistinnen und Journalisten so oft Hass ausgesetzt gewesen. Die Bandbreite reicht von Anfeindungen in den sozialen Medien bis hin zu gewalttätigen Angriffen bei der Berichterstattung von Demonstrationen. Zugleich waren die Medien nie wichtiger für unsere Demokratie als in Zeiten einer Pandemie, die einschneidende Maßnahmen erfordert, die wiederum gründlich in der Öffentlichkeit diskutiert werden müssen.

Dieser schwierigen Gemengelage zum Trotz haben engagierte und fähige Journalistinnen und Journalisten auch im vergangenen Jahr wertvolle Beiträge über Migration, Integration und kulturelle Vielfalt produziert. Themen, die nicht etwa ruhen, weil gerade eine Pandemie tobt – eher im Gegenteil: Wie leider häufig in Krisenzeiten haben sich gesellschaftliche Gräben auch jetzt vertieft und wurden ohnehin verletzliche Gruppen am härtesten getroffen – neben Frauen, Senioren und Kindern, häufig auch Menschen mit Migrationshintergrund. Zuweilen hat Corona sogar wie ein Brandbeschleuniger für Diskriminierung gewirkt, wenn etwa asiatisch aussehende Personen pauschal der Virusverbreitung bezichtigt wurden.

Filme, die das vermeintlich Andere zeigen, Podcasts, in denen Klischees hinterfragt werden, Artikel, die Fakten einordnen, sind daher gerade in diesen Zeiten von unschätzbarem Wert. Als ehemaliger Journalist und Präsident des Europäischen Parlaments möchte ich den Nominierten und all ihren Kolleginnen und Kollegen ausdrücklich danken. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in Europa. Ich freue mich, dass der CIVIS Medienpreis Ihre Leistung auch in diesem Jahr würdigt und wünsche Ihnen alles Gute für die Veranstaltung und weiterhin erfolgreiche Arbeit!