Spätes Erinnern

Es ist ein Menschheitsverbrechen, das in der öffentlichen Wahrnehmung sehr lange, viel zu lange fast keine Rolle spielte: Die Verfolgung, Deportation und Ermordung von Hunderttausenden Sinti:zze und Rom:nja in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Überlebenden und Hinterbliebenen mussten bis 1982 darum kämpfen, dass die Bundesregierung den Völkermord an dieser Bevölkerungsgruppe anerkannte und sie als NS-Opfer galten. 2015 rief das Europäische Parlament den 2. August zum Gedenktag an diesen Genozid aus.

So richtig und wichtig das Gedenken ist: Es darf nicht den Blick auf die Situation verstellen, in der viele Sinti:zze und Rom:nja in Europa sich heute befinden. Eine oft sehr bedrückende Situation, geprägt von politischer und gesellschaftlicher Diskriminierung, von Vorurteilen und Anfeindungen der jeweiligen Mehrheit gegenüber dieser Minderheit, von systematischer Ausgrenzung. Und nicht zuletzt von sehr wenig Wissen über die reichhaltige Kultur der Sinti:zze und Rom:nja, ihre jahrhundertelange Geschichte, ihre außerordentliche Vielfalt…

Seit 1989 sind eine Reihe herausragender journalistischer und künstlerischer Produktionen zu Vergangenheit und Gegenwart von Sinti:zze und Rom:nja für den CIVIS Medienpreis nominiert oder mit ihm ausgezeichnet worden. Die Produktionen beleuchten das Leben dieser Bevölkerungsgruppe auf ganz unterschiedliche Weise. Eine umfassende Zusammenstellung der Beiträge für Fernsehen und Radio findet sich in dem folgenden Dossier.